Herausforderungen der deutschen Religionspolitik

Dialogvortrag und Podiumsdiskussion ·  Michael Bauer,  Prof. Dr. Ulrich Willems,   Ulrike Gote MdL,   Wolfgang Küpper

Während das Bemühen um eine interreligiöse Verständigung groß ist, findet ein Dialog zwischen Religiösen und Nichtreligiösen nur selten statt. Die Veranstaltungsreihe „Religion, Konfessionslosigkeit und Atheismus in der gegenwärtigen Zeit" ändert das.

In der Bundesrepublik hat sich wie in vielen westeuropäischen Ländern die religiöse Landschaft seit dem letzten Viertel des 20. Jahrhunderts deutlich pluralisiert. Dazu haben die Einwanderung nicht-christlicher Minderheiten – vor allem von Muslimen –, die religiöse Individualisierung, aber auch die gewachsene Zahl der Konfessionslosen beigetragen. Diese veränderte religiöse Landschaft traf und trifft auf eine religionspolitische Ordnung, die historisch auf die Regelung der Angelegenheiten einer mehrheitlich christlichen Gesellschaft ausgerichtet war. Zudem greifen politische Regulierungen immer tiefer in die Gesellschaft hinein und verringern so die Spielräume für eine umfassende religiöse Lebensführung. Diese Konstellation macht Anpassungsprozesse unausweichlich. Inzwischen zeigen sich aber auch Tendenzen einer erneuten grundsätzlichen und konfliktbehafteten Politisierung der Frage nach der Stellung und dem Status von Religionsgemeinschaften in Politik und Öffentlichkeit, dem Gewicht und Umfang des Rechtes auf Religionsfreiheit sowie dem Umgang mit religiösen Traditionen und Praktiken. Ein Grund für diese Entwicklung besteht darin, dass die politisch Verantwortlichen in Bund und Ländern bisher die Brisanz dieser Lage verkannt und keine umfassenden Konzepte für den Umgang mit diesen Herausforderungen entwickelt haben.

Alle Beiträge sind im Mai 2016 im Sammelband Religion, Konfessionslosigkeit und Atheismus im Verlag Herder erschienen.