Eugen-Biser-Stiftung
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Freitag, 24. Oktober 2014, 10.00 Uhr

Lebenswerk des großen Moraltheologen Eugen Biser gewürdigt

Gedenkveranstaltung

Der 1918 in Oberbergen geborene katholische Geistliche war am 25. März dieses Jahres im Alter von 96 Jahren in München gestorben.
"Du sollst Gott deinen Herrn aus deiner ganzen Seele, aus deiner Geisteshaltung und deinem Herzen heraus lieben, wie dich selbst." Mit diesem Satz aus dem Evangelium beschrieb der Freiburger Domkapitular Monsignore Axel Mehlmann in seiner Festansprache die Kernaussage der Philosophie Eugen Bisers. Er habe das Christentum als eine heilsbringende und mystische Religion interpretiert, "als etwas, das auf die Herzen der Menschen zielt", wie Mehlmann sagte. Der Domkapitular war an der Universität Heidelberg ein Schüler Bisers gewesen. "Das Christentum ist eine Liebeserklärung Gottes an die Welt und an die Menschen", zitierte Mehlmann seinen einstigen Lehrer.
Biser lag sein Heimatdorf am Herzen
Vogtsburgs Bürgermeister Gabriel Schweizer erinnerte an die vielen Begegnungen, die Eugen Biser mit den Menschen seines Heimatdorfes Oberbergen gesucht und gepflegt hat. Im Sommer 2006 hatte er in der Dorfkirche sein diamantenes Priesterjubiläum gefeiert. Schweizer betonte, Biser habe das Bild eines angstmachenden und strafenden Gottes abgelehnt.
Ausdrücklich würdigte er das stetige Bemühen des Theologen und Priesters, den Dialog mit anderen Religionen zu vertiefen. Der Eugen-Biser-Stiftung dankte Schweizer dafür, dass sie die von Biser ins Leben gerufenen "Oberbergener Gespräche" wieder aufgenommen hat und weiterführen will.
Die von dem Bildhauer Wolfgang Eckert aus Furtwangen geschaffene Büste des großen Theologen, die während des Festgottesdienstes vor dem Altar aufgestellt war, wird im Eugen-Biser-Haus in Oberbergen, dem ehemaligen Schulhaus, einen Platz finden. "Mit ihrer Plastik wird Eugen Biser immer unter uns sein", sagte Schweizer dem Künstler. Eckert, der Biser persönlich kannte, hat ihn vor 4 Jahren porträtiert und danach eine mit Eisenmehl patinierte Bronzeplastik gestaltet. Von Eckert stammt auch der Lebensbaum mit dem Kreuz in der Oberbergener Mauritiuskirche.
Eine Inspiration für das tägliche Leben
Als Inspiration für das Denken und Handeln vieler Menschen bezeichnete Marianne Köster, die Vorstandsvorsitzende der Eugen-Biser-Stiftung, das Lebenswerk des Religionsphilosophen. Die vor 12 Jahren gegründete Stiftung will dieses Werk aus christlichem Welt- und Werteverständnis heraus auf alle Bereiche menschlicher Existenz anwenden. Ziele seien darüber hinaus, ein gelingendes Zusammenleben in der demokratischen Gesellschaft, die Zukunft des Christentums in theologischer und gesellschaftlicher Hinsicht sowie den Dialog mit anderen Weltreligionen, Weltanschauungen und Kulturen weiter zu entwickeln. Eugen Biser habe testamentarisch verfügt, dass die von ihm mitbegründete Stiftung den Kontakt zu seinem Geburtsort im Kaiserstuhl aufrechterhalten solle, erklärte Köster.
Eine Kirche der Liebe und Barmherzigkeit
"Jesus hat uns Gott als den bedingungslos liebenden Vater erschlossen." Dieses Zitat von Eugen Biser stellte Erwin Teufel, der frühere langjährige baden-württembergische Ministerpräsident, ins Zentrum seiner Ansprache. Darin spannte das Kuratoriumsmitglied der Stiftung den Bogen zu Papst Franziskus. Dieser habe, so Teufel, unmittelbar nach seiner Wahl zum Pontifex hervorgehoben, die Kirche müsse eine Kirche der Liebe und Barmherzigkeit sein. Die Welt wachse immer mehr zusammen, so Teufel, und das schließe auch die Menschen in fernen Krisengebieten wie Irak, Syrien, der Ukraine oder in Afrika ein.
"Liebe ist das große Umsonst in einer Welt der Zwänge."
Heute seien die Menschen über alles informiert, was geschieht. "Was wir wissen, ist auch Teil unseres Handelns", sagte Teufel, und schloss seine Ansprache mit dem Satz Bisers: "Liebe ist das große Umsonst in einer Welt der Zwänge." Der gleichfalls als Festredner geladene frühere Bundesverfassungsrichter Professor Paul Kirchhof musste krankheitsbedingt kurzfristig seine Teilnahme absagen.Dem Gottesdienst am Sonntag vorausgegangen war am Freitagabend eine Gedenkveranstaltung für Eugen Biser in der Festhalle von Oberbergen. Dabei erinnerte der Verleger und Herausgeber Professor Martin Balle in persönlichen Worten an seinen Freund Eugen Biser und Richard Heizmann, emeritierter Theologieprofessor der Universität München, sprach über die "Bedeutung der Theologie Eugen Bisers für die Zukunft des Christentums".Eugen Biser (1918 – 2014) zählt zu den bedeutenden Religionsphilosophen und Moraltheologen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In einer großen Zahl von Publikationen und dauerhaftem akademischen Wirken ist Biser der Beziehung zwischen Mensch und Gott denkerisch auf den Grund gegangen. Ebenso warb er für die Vertiefung des Dialogs mit Andersdenkenden und Andersgläubigen. Die Theologische Fakultät der Universität München, an der Eugen Biser jahrzehntelang gelehrt hat, schuf einen nach ihm benannten Stiftungslehrstuhl, der Anfang Oktober im Rahmen eines Festakts errichtet wurde. Die 2002 unter Mitwirkung von Biser gegründete gemeinnützige Stiftung, die seinen Namen trägt, pflegt Wirken und Werk des Theologen.


» Originaltext aus der Badischen Zeitung
Text: Kai Kricheldorff (Badische Zeitung)

Teilnahmegebühr   

Kostenfrei

Veranstaltungsort

Mauritiuskirche

Oberbergen