Eugen-Biser-Stiftung
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Religion, Konfessionslosigkeit und Atheismus in der gegenwärtigen Zeit

Veranstaltungsreihe 2014/2015

Die Eugen-Biser-Stiftung begreift es als ihre Aufgabe, den Dialog über die normativen Grundlagen einer weltanschaulich plural verfassten Gesellschaft zu fördern.

Für insgesamt acht Abendveranstaltungen waren Vertreter unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen und aus den Bereichen Politik, Medien, Kultur, Kirche und Gesellschaft zu Vorträgen und Diskussionen eingeladen. Innerhalb der Reihe „Religion, Konfessionslosigkeit und Atheismus in der gegenwärtigen Zeit" wurden die Themen jeweils aus einer christlichen und einer religionslosen Perspektive beleuchtet. Es war dabei ein besonderes Anliegen der Eugen-Biser-Stiftung insbesondere mit Vertretern säkular humanistischer Vereinigungen, säkularer Interessensgruppierungen sowie dezidierten Vertretern atheistischer Positionen in den Dialog zu treten.

Alle Beiträge sind im Mai 2016 im Sammelband Religion, Konfessionslosigkeit und Atheismus im Verlag Herder erschienen. » Mehr dazu hier.

Die Einzelveranstaltungen aus den Jahren 2014 und 2015 finden Sie im Kalender.

Mehr zum Hintergrund der Veranstaltungsreihe

Eugen Biser stellt in seinen zeitdiagnostischen Deutungen seit den 1980er Jahren den „strukturellen Atheismus" als grundlegende Bestimmung unserer gegenwärtigen Gesellschaft heraus. Jüngste empirische Studien bestätigen das: Mehr als ein Drittel der Deutschen ist konfessionslos – Tendenz steigend und eine Wende ist derzeit nicht in Sicht. Allerdings zeigen diese Studien auch, dass Konfessionslosigkeit oder Kirchenferne nicht notwendig mit Religionslosigkeit, einer atheistischen oder gar einer religionsfeindlichen Haltung einhergehen muss. Auf die Frage, wie man es mit der Religion halte, gibt es heute eine große Bandbreite an möglichen Antworten.

In den dialogischen Abendveranstaltungen ging es zum einen um eine „religiöse Spurensuche", wie sie von Eugen Biser selbst angeregt wurde. Es galt dabei diejenigen Elemente unserer Kultur und Gesellschaft zu „bergen", deren christliche Signatur nicht mehr sichtbar oder deren Wert für das heutige Zusammenleben nicht mehr unmittelbar verständlich ist, die aber ihren Wert und ihre Gültigkeit nicht verloren haben und dem Wohle aller Menschen dienen können. Zum anderen wurde deutlich, dass dieser bleibende Wert des Christentums nicht mit einer apriorisch-strukturellen Dominanz in religionspolitischen Debatten zu verwechseln ist.

Auf die Frage, wie man es mit der Religion halte, gibt es heute eine große Bandbreite an möglichen Antworten: So kann man sich etwa ohne Weiteres als kirchenfernen Christen verstehen, als religiös, aber konfessionsfrei begreifen oder auch der Frage völlig indifferent gegenüberstehen. Weder in der Religionspolitik noch im normativen Selbstverständnis der deutschen „Mehrheitsgesellschaft" wird dieser grundlegende Wandel systematisch thematisiert. Staat und Gesellschaft sind institutionell auf die beiden „Großkirchen" zugeschnitten, deren Mitgliederzahlen jedoch seit der Gründung der BRD drastisch gesunken sind. Die so entstehenden gesellschaftlichen Verwerfungen treten jedoch an verschiedenen Stellen deutlich zutage – so etwa in der Debatte um den konfessionellen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen, um arbeitsrechtliche und ethisch-moralische Vorgaben in Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft oder der Frage um religiöse Symbole in öffentlichen Gebäuden. Die Rechte und Privilegien der beiden christlichen Großkirchen werden mehr und mehr als „Sonderrechte" wahrgenommen, deren Legitimität verloren gegangen zu sein scheint und gegen die sich Widerstand organisiert.

Andererseits begegnet man im Unterschied zum theoretisch begründeten und aggressiv auftretenden Atheismus der vergangenen Jahrhunderte, der unter dem Etikett „Neuer Atheismus" als mediale Inszenierung jüngst wiederbelebt wurde, heute verbreitet selbst bei dezidierten Atheisten einer Haltung der Neugierde und des Respektes gegenüber der Botschaft des Christentums wie auch anderer Religionen. Im Gegenzug zeigt sich auch seitens der christlichen Kirchen in unterschiedlichen Stellungnahmen und Initiativen ein Bewusstsein der Notwendigkeit einer „Neubegegnung mit dem Unglauben" (Eugen Biser).

Veranstaltungsübersicht

I.    Donnerstag, 16. Januar 2014, 19.00 Uhr
Religion, Religionslosigkeit und Atheismus in der deutschen Gesellschaft? Darstellung auf der Basis sozial-empirischer Untersuchungen

 

Vortrag: Prof. Dr. Gert Pickel, Kirchen- und Religionssoziologe, Institut für Praktische Theologie an der Universität Leipzig


Podiumsgespräch mit weiteren Teilnehmern

  • Prof. Dr. Martin Thurner, München, Mitglied des Stiftungsrates der Eugen-Biser-Stiftung
  • Claudia Keller, Der Tagesspiegel Redaktion, Berlin
  • Moderation: Michael Mandlik, Studioleiter Vatikan des Bayerischen Rundfunks

 

II.     Dienstag, 25. März 2014, 19.00 Uhr
Herausforderungen der deutschen Religionspolitik


Vortrag: Prof. Dr. Ulrich Willems, Professor für Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften, Institut für Politikwissenschaft, Universität Münster


Podiumsgespräch mit weiteren Teilnehmern

  • Michael Bauer, Vorstand des HVD Bayern
  • Ulrike Gote, MdL, Vizepräsidentin des Bayerischen Landtags, medien- und religions-politische Sprecherin der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
  • Moderation: Wolfgang Küpper, Leiter der Redaktion „Religion und Kirche" im Hörfunk des Bayerischen Rundfunks

 

III. Dienstag, 15. Juli 2014, 19.00 Uhr
Mystik und Atheismus


Dialogvortrag und Podiumsgespräch

  • Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Alois M. Haas, Professor em. für deutsche Literaturgeschichte von den Anfängen bis 1700 an der Universität Zürich
  • Prof. Dr. Franz-Josef Wetz, Professor für Philosophie an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch-Gmünd
  • Moderation: Prof. Dr. Martin Thurner, München, Mitglied des Stiftungsrates der Eugen-Biser-Stiftung

 

IV. Dienstag, 9. Dezember 2014, 19.00 Uhr
Naturwissenschaft und Gottesfrage


Dialogvortrag und Podiumsgespräch

  • Prof. Dr. Armin Kreiner, Lehrstuhl für Fundamentaltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München, Mitglied des Stiftungsrates der Eugen-Biser-Stiftung
  • Prof. em. Dr. rer. nat. Dr. phil. Gerhard Vollmer, Professor em. für Philosophie an der Technischen Universität Braunschweig und Geschäftsführender Leiter des Seminars für Philosophie
  • Moderation: Prof. Dr. Dr. h.c. Gunther Wenz, Leiter der Pannenberg-Forschungsstelle an der Hochschule für Philosophie München, Mitglied des Kuratoriums der Eugen-Biser-Stiftung

 

V. Dienstag, 20. Januar 2015, 19.00 Uhr
Areligiosität – Auf der Suche zwischen Religionsersatz und Überwindung von Religion.


Dialogvortrag und Podiumsgespräch

  • Prof. Dr. Roderich Barth, Professur für Systematische Theologie, Institut für Evangelische Theologie, Justus-Liebig-Universität Gießen
  • Prof. Dr. Daniel Cyranka, Professor für Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie, Institut für Systematische Theologie, Praktische Theologie und Religionswissenschaft, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • Imke Klie, Freie Rednerin Hamburg
  • Moderation: Prof. Dr. Martin Arneth, Hebräischlektor und Leiter der Geschäftsstelle, Evangelisch-Theologische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), Mitglied des Stiftungsrates der Eugen-Biser-Stiftung.

 

VI. Dienstag, 19. Mai 2015, 19.00 Uhr
Sterbehilfe: Ethische Implikationen atheistischer und christlicher Grundpositionen


Dialogvortrag und Podiumsgespräch

  • Prof. Dr. Eberhard Schockenhoff, Prof. für Moraltheologie an der Albert-Ludwigs- Universität Freiburg; stellv. Vorsitzender im Deutschen Ethikrat
  • Prof. em. Dr. Dr. h.c. Dieter Birnbacher, Prof. em. für Praktische Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf; Vorsitzender der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer; Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Giordano Bruno Stiftung; Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben e.v., Berlin

    » Ausstrahlung in „Denkzeit", ARD-alpha (13. Juni 2015)

 

VII. Donnerstag, 23. Juli 2015, 19.00 Uhr
Was hat uns das Christentum gebracht?


Dialogvortrag und Podiumsgespräch

  • Prof. Dr. theol. Perry Schmidt-Leukel, M.A. phil, Professor am Seminar für Religionswissenschaft und interkulturelle Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster
  • Prof. Dr. phil. Gregor Paul, apl. Professor am Institut für Philosophie der Universität Karlsruhe
  • Moderation: Prof. Dr. Martin Thurner, LMU München, Stiftungsratsvorsitzender der Eugen-Biser-Stiftung

 

VIII. Dienstag, 10. November 2015, 19.00 Uhr
Das Theodizeeproblem – eine Herausforderung für den Glauben(den)?


Dialogvortrag und Podiumsgespräch

  • Prof. Dr. Bernward Gesang, Professor für Philosophie an der Universität Mannheim
  • (Kurzfristige krankheitsbedingte Absage: Prof. Dr. Saskia Wendel, Professorin für Systematische Theologie am Institut für Katholische Theologie der Universität zu Köln)
  • Prof. Dr. Dr. h.c. Gunther Wenz, Leiter der Pannenberg-Forschungsstelle an der Hochschule für Philosophie München, Mitglied des Kuratoriums der Eugen-Biser-Stiftung
  • Moderation: Dr. Katja Thörner, Referentin für den Dialog zwischen den Weltanschauungen und Weltreligionen