Eugen-Biser-Lectures „Versöhnung“ ab dem 17.10. und Interview mit Prof. Dr. Georg Sans SJ

Ab dem 17.10.2025 beginnen die  Eugen-Biser-Lectures, dieses Mal zum Thema Versöhnung.

Wie können Brücken gebaut, Konflikte überwunden und neues Vertrauen geschaffen werden – sei es im persönlichen, gesellschaftlichen oder globalen Kontext? Unsere Lectures möchten dazu Denkanstöße geben und Raum für Austausch eröffnen.

Im Vorfeld haben wir mit Prof. Dr. Georg Sans SJ, dem Inhaber des Eugen-Biser-Stiftungslehrstuhls an der Hochschule für Philosophie ein kurzes Interview geführt: 

  1. Was hat Sie dazu bewogen, das Thema „Versöhnung“ in den Mittelpunkt der Eugen-Biser-Lectures im kommenden Wintersemester zu stellen?

Als ich 2022/23 schon einmal für die Lectures verantwortlich zeichnete, wählte ich das Thema „Gotteskindschaft“, weil damit der Kern von Eugen Bisers Theologie angezeigt ist. In dem Zusammenhang war mir wichtig, dass mit den Kindern Gottes keine Minderjährigen oder Unmündigen gemeint sind, sondern Erwachsene, die in Freiheit Verantwortung für das Erbe des Vaters übernehmen.

Eugen Biser stammte aus einer Generation, in der die Vorstellung des richtenden oder gar strafenden Gottes vielfach den Glauben an die Versöhnung überlagerte. Deshalb scheint es mir interessant, der Frage nachzugehen, wie der Gedanke der Gotteskindschaft zu dem der Versöhnung passt, ohne dass sich die Gläubigen in kleine Kinder oder Gott in einen strafenden Richter zurückverwandeln.

  1. Warum ist das Thema „Versöhnung“ aus Ihrer Sicht gerade heute gesellschaftlich und politisch von besonderer Bedeutung?

Eugen Biser war ein überzeugter Europäer. Als Soldat wurde er im Zweiten Weltkrieg verwundet. Später setzte er sich zeitlebens für die Aussöhnung unter den verfeindeten Nachbarn ein. Angesichts der weltpolitischen Lage nannte er Europa einmal eine Zitadelle des Friedens. Damit meinte Biser keine Festung, die sich gegenüber allem und allen abschottet, sondern einen Zusammenschluss von befreundeten Völkern, deren gemeinsame Anstrengungen um Frieden und soziale Gerechtigkeit anderswo den Wunsch zur Nachahmung wecken.

In unserer Zeit werden der Friede und das soziale Gleichgewicht von verschiedenen Seiten bedroht. Eine Ringvorlesung ist kein runder Tisch oder Parteitag. Aber ich wünsche mir, dass auch die akademische Beschäftigung mit dem Thema einen Beitrag zu einem versöhnteren Zusammenleben leistet.

  1. Welche Impulse oder Diskurse erhoffen Sie sich von der diesjährigen Vorlesungsreihe?

Ihrem Selbstverständnis nach sind die Eugen-Biser-Lectures interdisziplinär angelegt. Sie beleuchten ein Thema nicht nur vom Standpunkt der Theologie oder Religion, sondern beziehen die Perspektiven der Philosophie und der Humanwissenschaften in die Betrachtung ein. So freue ich mich, dass sich unter den Vortragenden ein Jurist, ein Politikwissenschaftler, eine Psychologin und sogar ein Literatur- und ein Musikwissenschaftler befinden.

Durch die Vielfalt der Blickwinkel erhoffe ich mir einerseits, dass der theoretische Diskurs an Anschaulichkeit gewinnt. Andererseits soll erfahrbar werden, wie eng die Aspekte der Versöhnung mit mir selbst, der Versöhnung untereinander und der Versöhnung mit Gott zusammenhängen.

Hier finden Sie den Flyer: