„Was zwischen Geburt und Tod liegt, ist der Dialog“ – mit diesen Worten schließt Tommy Seefeld seinen preisgekrönten Essay über Tod und Groteske als Brücken zwischen den Religionen. „Drum lasst uns mehr darüber reden, was uns am Ende eint – das Ende selbst“, fordert der Erstplatzierte des Essay-Wettbewerbs der Georges-Anawati-Stiftung. Die Preisverleihung fand am Montag (29.9.) im Rahmen der interreligiösen Studienwoche in Lindenberg (Allgäu) statt. Platz 2 und Platz 3 gingen an Julia Verbeek und Sohaib Nasir. Die Preisverleihung wurde im Rahmen der interreligiösen Studienwoche in Kooperation mit der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart und der Eugen-Biser-Stiftung ausgerichtet.
An Seefelds Essay „Von Atombomben, tanzenden Skeletten und Lämmern: Der Tod und die Groteske als Mediatoren im interreligiösen Dialog“ würdigte die Jury „die Originalität und analytische Tiefe des Beitrags sowie den Mut, existenzielle Grenzthemen produktiv in den Dialog einzubringen“. Der Nachwuchswissenschaftler zeige, „dass gerade die oft verdrängten Wirklichkeiten zu Schlüsselthemen werden können, die Religionen und Kulturen in ein fruchtbares Gespräch führen.“ Die Atombombe erscheine dabei als Prüfstein religiöser Ethik; Totentanz, Reliquienkult und leere Gräber spiegelten die menschliche Sehnsucht nach Sinn und Transzendenz.
Die Macht der informellen Begegnung
In ihrem Essay „Zwischen Podium und Kaffeeklatsch: die Rolle der Informalität für interreligiöse Begegnungen“ rückt Julia Verbeek jene Räume in den Mittelpunkt, die abseits offizieller Podien entstehen: Gespräche in der Kaffeepause, spontane Begegnungen zwischen Tür und Angel oder das gemeinsames Spielen. „Der Beitrag verknüpft theoretische Modelle des Dialogs mit konkreten Praxiserfahrungen und zeigt, wie informelle Settings Vertrauen fördern, Vorurteile abbauen und so den formellen Diskurs nachhaltig tragen. Informalität wird als Ort persönlicher Begegnung sichtbar, an dem Verbundenheit wachsen und Frieden möglich werden kann“, würdigte die Jury.

Islam als Teil deutscher Geschichte
Für den Essay „Der Islam und Deutschland: Ein Kapitel der Geschichte, ein Thema der Gegenwart“ erhielt Sohaib Nasir den dritten Preis. „Klar und differenziert beleuchtet der Beitrag die Zugehörigkeit und Integration des Islams und der Musliminnen und Muslime in Deutschland“, würdigte die Jury. „Historischer Rückblick, gesellschaftliche Analyse und persönliche Perspektive – unter anderem aus der Praxis muslimischer Gefängnisseelsorge – verbinden sich zu einem konstruktiven Plädoyer für das Miteinander. .
Die Preisträgerinnen und Preisträger wurden ermittelt vom Wissenschaftlichen Beirat der Georges-Anawati-Stiftung, deren Mitglied im Vorstand und im Wissenschaftlichen Beirat Prof. Dr. Harald Suermann, die Laudaio hielt. Mit dem Essaypreis fördert die Georges-Anawati-Stiftung junge Forscherinnen und Forscher, die sich den christlich-islamischen Beziehungen widmen, um die Begegnung und die Verständigung von Menschen aus christlicher und muslimischer Tradition zu stärken. Die prämierten Beiträge werden auf den Websites von Akademie und Anawati-Stiftung veröffentlicht.
Weitere Infos: https://www.theologisches-forum.de/studienwoche-christlich-islamische-beziehungen-im-europaeischen-kontext/