Lexikon des Dialogs – Jetzt auf Englisch erhältlich

Die englische Ausgabe „Dictionary of Encounter – Basic Termns in Christianity and Islam“ einzigartigen Werkes ist kürzlich erschienen. Damit öffnet sich das Lexikon einem noch breiteren internationen Publikum und fördert den Austausch und Dialog auch auf globaler Ebene. Es kann hier im OpenAccess aberufen werden. 

Zur Veröffentlichung des Lexikons haben wir mit Prof. Dr. Martin Thurner, einem der Herausgeber des Lexikons und Mitglied unserers Wissenschaftsrates ein kurzes Interview geführt: 

  • Was war Anlass und Motivation, das Lexikon des Dialogs nun auch in englischer Sprache herauszubringen – und was kann ein solches Nachschlagewerk zum gegenseitigen Verständnis beitragen?
Der Anstoß zur Erarbeitung des Lexikons geht auf eine Tagung zurück, die von der Eugen-Biser-Stiftung und der (Muslimisch-)Theologischen Fakultät der Universität Ankara vor nunmehr 20 Jahren im Oktober 2005 veranstaltet wurde. Die versammelten Wissenschaftler mussten feststellen, dass vor weiteren Dialogaktivitäten zuerst die auf beiden Seiten verwendeten Begriffe geklärt werden müssen, damit überhaupt verstehbar wird, wo Probleme und Möglichkeiten liegen. Zu unserer eigenen Überraschung mussten wir feststellen, dass unser Projekt das erste seiner Art in der mehr als tausendjährigen Geschichte beider Religionen war: Noch nie vorher haben christliche und muslimische Theologen in einem gemeinsamen Buchprojekt die grundlegenden Begriffe ihrer Religion in Selbstdarstellungen präsentiert. Diese „Weltpremiere“ erfordert es also fast zwingend, das Ergebnis auch in der „Weltsprache“ Englisch zugänglich zu machen.
 
  • Welche Bedeutung hat Sprache im Dialog zwischen Christen und Muslime – und was bedeutet es , dass das Lexikon nun in vier Sprachen (Deutsch, Türkisch, Arabisch, Englisch) vorliegt?
Schon im Wort „Dialog“ steckt das griechische Wort „Logos“, das eben „Wort“ im Sinne von argumentierender Sprache meint. Die Vorsilbe „Dia“ im Wort „Dialog“ wird oft missverstanden als „Zwei“ im Sinne von „Zweiergespräch“ und dann fälschlicherweise zu „Trialog“ etc. erweitert. „Dia“ bedeutet hier aber „durch(dringend)“. Wir könnten also Dialog treffend so übersetzen, dass durch eine begründende Darlegung verschiedener Positionen Verständnis, Einfühlung und auch Veränderungsprozesse auf beiden Seiten erfolgen. Dieser „intime“ Prozess des Umgangs mit dem zunächst Fremden hat viel bessere Chancen auf Gelingen, wenn er in der jeweils eigenen „Muttersprache“ vermittelt wird, daher die Vielsprachigkeit des Dialog-Lexikons.
 
  • Gibt es Begriffe, die Sie als besonders „verbindend“ empfinden?
Hier würde ich ganz grundlegend auf die Begriffe „Mensch“ und „Menschenwürde“ verweisen, denn dieser sollte nicht nur Christen und Muslime, sondern alle Menschen überhaupt verbinden. Es war eine schöne Überraschung, als in der gemeinsamen Arbeit ein muslimischer Kollege argumentierte, dass für die Muslime die Menschenwürde eigentlich noch stärker präsent sei, weil der Islam im Unterschied zum Christentum die „Erbsünde“ nicht kenne. Wenn sich die Religionen auf diese Weise gegenseitig „übertreffen“, wären sie für die Menschheit wirklich eine Gabe Gottes!  
 
  • Was wünschen Sie sich, wie dieses Lexikon künftig in Bildung, Theologie oder im gesellschaftlichen Gespräch genutzt wird?
„Kenntnisse“ über fremde Religionen werden ja überwiegend durch die Massenmedien vermittelt. Wenn hier Vorurteile transportiert werden, hat das fatale Konsequenzen. Daher wäre es mehr als wünschenswert, dass jede und jeder, der in welchem Medium auch immer etwas zum Islam oder Christentum sagt, zunächst einmal in unserem Lexikon nachschlägt.
 
  • Herzlichen Dank für dieses Interview.