Eugen-Biser-Stiftung
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Gedenktafel für den Universitätsprediger Eugen Biser (1918 - 2014)

Personen

Wolfgang Eckert beim Empfang nach der Segnung der Gedenktafel im Gespräch mit Prof. Dr. Markus Vogt.

Gespräch mit dem Künstler und Bildhauer Wolfgang Eckert

Was bedeutet es Ihnen, die Gedenktafel für Eugen Biser in St. Ludwig in München gestaltet zu haben?

Wolfgang Eckert: Es war mir ein ganz persönliches Anliegen! Als ich vor über 25 Jahren in den vorderen Kirchenbänken der St. Ludwigs-Kirche saß, um als damaliger Student der Münchner Kunstakademie regelmäßig die Sonntagabendgottesdienste bei Eugen Biser zu besuchen, hätte ich mir eine so interessante und gleichzeitig anspruchsvolle Aufgabe nicht zu erhoffen gewagt. Dieser sprühende Geist von Eugen Biser hat mich sehr beeindruckt. Dass ich ihn 2010 dann das erste Mal porträtieren würde, habe ich damals noch nicht geahnt.

Wie kam es zu dem Porträt Eugen Bisers im Jahr 2010?

Wolfgang Eckert: Neben der Atelierarbeit an freien, nicht durch Beauftragung entstehenden Plastiken beschäftige ich mich seit Mitte der 1990er Jahre mit der Gestaltung von Kirchenräumen. Und so kam es, dass ich 2002 den Auftrag bekam, die Kirche in Oberbergen im Kaiserstuhl, wie ich dann in diesem Zuge herausfand Eugen Bisers Geburtsort, zu gestalten, also den Zelebrationsaltar, das Ambo und die Altarrückwand. Seitdem fing ich wieder an, Bücher von Eugen Biser zu lesen und die Interviews mit ihm auf ARD-alpha (damals BR-alpha) anzuschauen. Da war wieder die Bewunderung für diesen schmächtigen, kleinen Mann, der mit so starkem Ausdruck sprechen konnte und auftrat. Ich zögerte nicht lange und bat die Eugen-Biser-Stiftung, namentlich Frau Marianne Köster, um Kontakt zu Eugen Biser, um ihn für ein Porträt anzufragen. Er willigte ein. Und so kam es, dass ich ihn in seiner Münchner Wohnung besuchte und porträtierte. Zu seinem 92. Geburtstag saßen wir dann im kleinen Kreis bei ihm zu Hause, und ich überreichte ihm die Büste. Sie steht heute in der nach ihm benannten Schule in Oberbergen.

Was hat die Arbeit an dem Porträt damals von Ihrer neuen Arbeit, der Gedenktafel, die nun in St. Ludwig angebracht ist, unterschieden?

Wolfgang Eckert: Für beide Arbeiten war gut und wichtig, dass ich Eugen Bisers Physiognomie und Mimik, sein Wesen und seine Gestik kannte, ja live erlebt hatte – und zwar sowohl im Gottesdienst beim Predigen, als auch beim Porträtieren bei ihm zu Hause. Nun aber zum Unterschied: Die Gedenktafel ist ja kein vollplastisches Porträt, sondern ein Relief, also ein auf eine Wand reduziertes, flachgehaltenes, plastisches Gebilde, das im Zusammenspiel mit der umgebenden Architektur gestaltet werden musste. Anders wie bei der ersten, also der vollplastischen Version des Eugen-Biser-Porträts, die an den verschiedensten Orten aufgestellt werden kann, spielte nun die Umgebungsrelation eine entscheidende Rolle. Zum Beispiel mussten die Wahl des Materials und die Bearbeitung der Oberfläche den gedämpften Lichtverhältnissen vor Ort angepasst werden. Aber auch den Kontext zum bereits bestehenden Inventar und zur Gesamtausstattung der Kirche galt es zu beachten. So fiel die Wahl auf eine sehr helle Bronzelegierung, die mit der Blattvergoldung des historischen Bestandes farblich korreliert, aber gleichzeitig die Eigenständigkeit als ein Beitrag unserer Zeit nicht verschleiert.

2018

Foto: Wolfgang Eckert

Sie haben sich gegen ein starres Porträt und für einen Eugen Biser in Bewegung entschieden. Was ist die Botschaft, die Sie gemeinsam mit der Eugen-Biser-Stiftung zum Ausdruck bringen wollen?

Wolfgang Eckert: Da Eugen Biser ein äußerst lebendig gestikulierender Mensch mit ausdrucksstarken Händen war, wurde uns allen sehr schnell klar, dass die Hände unbedingt auf diese Tafel müssen. Sein Predigen habe ich oft als denkendes Formen bzw. formendes Denken wahrgenommen. Dabei schien es mir so, als wolle er nicht nur seine Gedanken vermitteln, sondern förmlich dazu einladen, an der Entstehung seiner Gedanken teilzunehmen. Das entsprechende Medium hierzu waren seine mitarbeitenden Hände, mit denen er, wie mir schien, dem gesprochenen Wort eine greifbare Realität verlieh. Dabei meinte ich, immer wieder eine eigentümliche Drehbewegung zu erkennen. Eine Gestik, bei der er mit der einen Hand einen Gedanke einfasst und mit der anderen, fast gleichzeitig, einen neuen eröffnet.
Außerdem wollte ich Eugen Biser in seinem Lebensausdruck als möglichst authentisch erfassen. Sein Gesichtsausdruck sollte mit seinen Gedanken als Seelsorger, Theologe und Wissenschaftler möglichst übereinstimmen. Während des Versuchs, das Viele, das Eugen Biser ausmacht, in einem einzigen Gesamtausdruck zu vereinen, war es unvermeidlich, einen Zug der freundlichen Zuversicht und Liebenswürdigkeit einzubringen. Ein mimischer Ausdruck, der auch im Einklang mit dem Zitat zu verstehen ist, das wir unten auf der Gedenktafel angebracht haben. Eine Geste, mit der der Autor zugleich zielbewusst und kraftvoll für die zentrale Botschaft des christlichen Glaubens einsteht: „Was Gott anstelle von Furcht und Unterwerfung erwartet, ist das, was er selber gibt: vorbehaltlose Liebe." So habe ich ihn erlebt und so habe ich versucht, ihm für die Zukunft in St. Ludwig einen bleibenden Ort zu verschaffen. Ich bin dankbar, dass mir die Eugen-Biser-Stiftung für diese Arbeit das Vertrauen geschenkt hat, dankbar aber auch für die konstruktive Zusammenarbeit, die sich bereits schon bei der Entstehung der ersten Eugen Biser-Porträtplastik ergab.

 

Weitere Informationen über Wolfgang Eckert aus Furtwangen im Schwarzwald und seine Kunst im Kirchenraum gibt es auf seiner Homepage.

Die Kunstgießerei Niedermeier in München hat die Gedenktafel aus Bronze gegossen.